Erstellt: 18. Februar 2017

Der Verein steht freiwillig am Prüfstand. Mit Hilfe eines BLSV-Pilotprojekts gibt es eine Neuausrichtung.

Sind wir für die Zukunft gut aufgestellt? Gibt es ausreichend Aktive, die ein Traineramt oder einen Funktionärsjob übernehmen wollen? Und wie steht es um unsere Sportstätten? Für die SGH Hohenschambach ist es von großer Bedeutung, sich selbst und die Arbeit auf Richtigkeit zu hinterfragen, um rechtzeitig neue Entwicklungen zu erkennen und reagieren zu können. „Ein Verein muss stets nach vorne blicken“, sagt Vorsitzender Florian Meyer.

Diese Fragen treiben aber nicht nur den SGH-Boss um. Auch der Bayerische Landessportverband (BLSV) ist bemüht, die Sportvereine für die Zukunft gut aufzustellen. Deswegen legte der Bezirksverband ein umfassendes Pilotprojekt unter dem Leitsatz „Mehr Zukunft wagen“ auf. Mit Hilfe der geförderten Aktion will der BLSV die Oberpfälzer Sportvereine zwischen 600 und 2000 Mitgliedern (mindestens drei Sparten) bei der Neuausrichtung der Vereinsstrukturen fachlich mit Hilfe von Experten unterstützen und begleiten.

Veränderungsprozesse anstoßen

Die Veränderungen in der modernen Arbeitswelt mit immer mehr geforderter Flexibilität und Erreichbarkeit lassen bei vielen kaum noch zeitliche Ressourcen für ehrenamtliches Engagement. Dadurch geraten die Vereine immer mehr unter Druck, Entwicklungen und Modernisierungen der Strukturen sind kaum mehr möglich.

 

Insbesondere fehlt oft auch das nötige Fachwissen, um Veränderungsprozesse anzustoßen und systematisch umzusetzen. Hier setzt das Bezirksprojekt des BLSV an: Ausgewählte Sportvereine werden bei der Neuausrichtung durch Experten fachlich unterstützt und begleitet. Sowohl konzeptionelle als auch strukturelle Veränderungsprozesse sollen hierbei entwickelt werden.

Neben der SGH werden im Landkreis Regensburg auch der TB/ASV Regenstauf bei der Neuausrichtung, die in der Regel mit konzeptionellen und strukturellen Veränderungsprozessen verbunden ist, von einem Experten begleitet. Die SGH-Führungsriege hat beschlossen, sich für dieses zielgerichtete Projekt zu bewerben und den Zuschlag erhalten.

Viele Themen stehen im Fokus

Am Wochenende unternahm die Vorstandschaft samt interessierten Mitgliedern den ersten Schritt. Zum Zukunfts-Workshop kam der Vereinsberater Florian Scherbauer. Die Ziele bei den bisherigen Beratungen waren bei den beteiligten Sportvereinen unterschiedlich. Die SGH will neben der Aktualisierung der Vereinsstruktur auch das Sportangebot auf den Prüfstand stellen und die Möglichkeiten neuer Bereiche ausloten. Damit soll der hohe Mitgliederstand, der sich zur Hälfte aus passiven Mitgliedern ergibt, für die Zukunft gesichert werden, erklärt Meyer.

Fast acht Stunden lang beschäftigten sich die 15 Mitglieder der Führungsriege und Interessierte mit den zahlreichen Themen im Gasthaus Posthalter in Hohenschambach. Konkret ging es um die Optimierung der Strukturen und die Vernetzung der Abteilungen untereinander. Neben der Gewinnung von Ehrenamtlichen im Besonderen für die Vereins- und Abteilungsarbeit sowie neuen Mitgliedern wurden gezielt die Bereiche Verwaltung, Finanzen, Sportliches, Infrastruktur, Veranstaltungen und Außendarstellung des Sportvereins in den Fokus gerückt.

Was sind die Stärken des Sportvereins und was kann getan werden, um die Schwächen zu beseitigen, waren Fragen, die der BLSV-Moderator den Teilnehmern stellte. „Zielsetzung ist es, den Hauptverein, aber auch die fünf Abteilungen, für die Zukunft im Verein als Ganzes auszurichten“, erläuterte der SGH-Boss. Die ursprüngliche Stoßrichtung, das Sportangebot zu erweitern, wurde zunächst hintenan gestellt. Die Sportgruppe sei im Vergleich zu anderen Vereinen schon gut für die Zukunft gerüstet, stellte der Dozent Florian Scherbauer fest.

Zu diesem Ergebnis kam letztlich auch die SGH-Führung. Dennoch gibt es Ansätze für Verbesserungen. „Wir haben beispielsweise festgestellt, dass wir uns in den Bereichen Marketing und Außenwirkung noch breiter aufstellen und professioneller werden sollten“, zieht Florian Meyer Bilanz. Großes Lob zollt der Vorsitzende den aktiven Teilnehmern des Zukunfts-Workshops, die lebhaft und engagiert diskutiert und verschiedene Standpunkte vertreten haben. „Das zeigt das große Interesse an unserem Verein.“

Nach der ersten Bestandsaufnahme steht nun im Mai oder Juni ein zweiter Workshop auf dem Programm. Dabei soll es unter anderem um die Weiterentwicklung des Sportangebots bei der SGH, weiterführende Marketingmaßnahmen sowie Orientierung bei der Gewinnung von ehrenamtlichen Mitarbeitern gehen.

Im Interview informiert der Kreisvorsitzende des BLSV, Matthias Meyer, über das Pilotprojekt:

Welche Sportvereine im Bezirk bzw. im Landkreis haben den Zuschlag für das Pilotprojekt erhalten?

Das Projekt „Mehr Zukunft wagen“ wurde 2015 vom BLSV-Sportkreis Regensburg angestoßen. Der Bezirk hat die Idee aufgegriffen. Beworben haben sich acht Vereine, sechs wurden ausgewählt. Dies sind der TV Vohenstrauß, der SV Raigering, der TSV Schwandorf, die DJK Falkenberg, der TB Regenstauf und die SG Hohenschambach.

Warum hat der Bezirksverband des BLSV das Projekt initiiert?

Die ehrenamtlichen Vereinsstrukturen geraten angesichts vielfältiger Herausforderungen zunehmend unter Druck. Neben dem Sportbetrieb bleibt kaum noch Zeit für strategisches Arbeiten. Die notwendige Weiterentwicklung und Modernisierung der Organisationsstrukturen ist vielerorts ausgeblieben. Nach dem Wegfall der BLSV-Zukunftswerkstatt gibt es vonseiten des BLSV kein Beratungskonzept mehr, dass Vereine prozessorientiert auf diesem Gebiet unterstützt. Darum haben wir das Pilotprojekt initiiert, um die Vereine mit Hilfe von Experten strukturell fit für die Zukunft zu machen.

Wie lange dauert das Projekt im Verein und mit welchen Kosten ist es verbunden?

Als Zeitrahmen für die Umsetzung des Projekts mit zwei bzw. drei Workshops ist ein Jahr angepeilt. Bis Ende 2017 sollte alle Workshops größtenteils abgeschlossen sein. Braucht ein Verein etwas länger, ist das auch in Ordnung. Inklusive Vor- und Nachbereitung kostet ein Workshop im Schnitt rund 750 Euro. Die Vereine müssen aufgrund der Förderung des Bezirks nur rund ein Drittel selber tragen.

Soll das Projekt auch einmal sämtlichen Sportvereinen in dieser Größenordnung zugute kommen?

Nach Ende des Pilotprojekts werden wir analysieren, ob das Konzept erfolgreich war. Vonseiten des BLSV auf Bezirks- und Kreisebene werden wir bei einem positiven Ergebnis versuchen, weiteren interessierten Sportvereinen eine Neuausrichtung ihrer Vereinsstrukturen zu ermöglichen. Wir sind der Meinung, dass wir neben der fachlichen Beratung auch ein prozessorientiertes Beratungsangebot für unsere Vereine brauchen.

Ein Artikel von Dietmar Krenz (Mittelbayerische Zeitung/ 14.Februar 2017)

http://www.mittelbayerische.de/region/regensburg-land-nachrichten/die-sgh-wagt-den-sprung-in-die-zukunft-21364-art1487508.html